Sicherheit und Rettung beim Tauchen

Stress & Rettung. Rettungstaucher. Tauchsicherheit & Rettung. Einige Namen verschiedener Tauchorganisationen für ihre "Rettungskurse", die Tauchern helfen sollen, Tauchunfälle zu vermeiden und/oder im Notfall effektive Hilfe zu leisten. "Ein Rettungskurs macht noch keinen Rettungstaucher" ist eine Aussage, die wir oft hören und lesen. Das ist so wahr, wie der Abschluss eines Erste-Hilfe-Kurses dich nicht zum Sanitäter macht. Sind Rettungskurse also eine sinnvolle Ergänzung zur Tauchausbildung oder haben sie nur eine Alibifunktion? DiveInside wirft einen genaueren Blick auf die heutigen Rettungskurse.

Einige Dinge werden nicht vergessen. "Ich möchte mich bedanken - die Ausbildung im Rettungskurs hat mir heute geholfen, nur noch kurz darüber nachzudenken, wie ich auf einen Unfall reagieren soll: einen Mann mit einem Herzinfarkt im Wasser. Ich konnte ihn aus dem Wasser holen und leistete schnelle Erste Hilfe, bis der Krankenwagen eintraf. Er liegt in der Klinik, ist aber stabil. Ich glaube, ohne den Kurs, ohne die Fähigkeiten, die wir dort trainiert hatten, hätte ich nicht so effektiv helfen können."

Diese E-Mail eines Schülers an seine Ausbilderinnen und Ausbilder motiviert diese, ihre Ausbildung mit einem höheren Engagement für alle ihre Schülerinnen und Schüler durchzuführen und ständige Auffrischungskurse zu fördern. Je öfter die Abläufe geübt werden, desto leichter werden sie zur zweiten Natur. Je mehr Szenarien wir entwerfen, desto mehr Schwimmer und Taucher leiten wir im Umgang mit der Ausrüstung an, damit die Schüler/innen im Notfall besser vorbereitet sind. Der Schlüssel zur Qualitätsverbesserung liegt darin, Situationen im Wassersport zu antizipieren, die auf realistischen Notfallsituationen basieren, mit unterschiedlichen Intensitäts-, Geschwindigkeits- und Komplexitätsstufen. Jeder gute Tauchlehrer wird dem wahrscheinlich zustimmen.

Zufälligerweise haben viele Tauchorganisationen unterschiedliche Namen für fast identische Kursinhalte. In einigen Verbänden ist der Rettungskurs in der allgemeinen Ausbildung enthalten, in anderen ist er ein spezieller oder zusätzlicher Kurs (ein Spezialgebiet). Wir werden aus Gründen der Lesbarkeit weiterhin den Begriff "Rettungskurs" verwenden; die anderen Inhalte im Artikel beziehen sich jedoch auf alle Kurse/Spezialkurse/Verbände im allgemeinen Kontext dieses Artikels.

Voraussetzungen: Erste Hilfe und Ausbildungsniveau
Die Grundlage für alle Rettungskurse sind die allgemeinen Erste-Hilfe-Kurse, die auch die HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) umfassen. Diese Technik wurde Ende des 18. Jahrhunderts Teil der Erste-Hilfe-Ausbildung: Das war eine Zeit, in der das Ertrinken sehr gefürchtet war. Zuerst nahmen die Wasserrettungsorganisationen Wiederbelebungstechniken in ihre Ausbildung auf. In fast allen Verbänden werden die entsprechenden Kurse der allgemeinen Hilfs-/Rettungsorganisationen als Voraussetzung anerkannt, obwohl einige Tauchverbände ihre eigenen Lehrgänge haben, die Erste Hilfe und die Versorgung danach abdecken. Diesbezüglich gibt es immer wieder gegensätzliche Ansichten: "Laienausbildung durch (medizinische) Laien" ist ein häufiges Gegenargument zu diesem Angebot der Tauchverbände. Diese wiederum argumentieren, dass nicht nur allgemeine Fähigkeiten, sondern auch wasser- und tauchbezogene Themen enthalten sein sollten. So werden in der Regel die Sauerstoff-"Medikation" bei Tauchnotfällen und Grundkenntnisse im Umgang mit dem AED/Defibrillator gelehrt, in Kursen von (nicht tauchenden) Hilfsorganisationen nicht unbedingt. Tipp: Ausbilder sind oft auch medizinische Fachkräfte wie Sanitäter. Daher sollte man sich vor der Buchung über den Hintergrund und die Erfahrung des Ausbilders informieren, der den Kurs leitet. Wenn die Voraussetzungen stimmen, können Erste-Hilfe-Kurse der Tauchverbände in der Tat einen echten Mehrwert für Taucher/innen bringen.

Die zweite Voraussetzung ist eine grundlegende Tauchausbildung. In einigen Verbänden gibt es nach dem Grundtauchschein noch eine weitere Ausbildungsstufe (zum Beispiel den AOWD, den Advanced Open Water Diver). In diesen Fällen geht es darum, dass ein Taucher nicht erst mit sich selbst beschäftigt sein sollte, bevor er seinen Tauchpartnern oder anderen Tauchern helfen kann. Diejenigen, die noch mit ihrer eigenen Tarierung zu kämpfen haben, werden sich schwer tun, ein Opfer (jemand, der Probleme hat) aus der Tiefe kontrolliert an die Oberfläche zu bringen; die meisten werden wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, einem Taucher in Panik effizient zu helfen.
Gegenargumente hier: Die Vermittlung von Rettungsfertigkeiten ermöglicht es Anfängern, frühzeitig Hilfe zu leisten, zumindest in Rettungssituationen an der Wasseroberfläche, beim Verbringen von Opfern an Land oder auf das Tauchboot usw. Die Fertigkeiten können in nachfolgenden Kursen weiter vertieft werden. Bei Rettungstauchern von Hilfsorganisationen sollten die Fähigkeiten zum Beispiel jährlich überprüft werden.

Kurslehrplan / Kursgröße
Der Lehrplan folgt allgemeinen Standards: Theorieunterricht, Training der Grundfertigkeiten im Schwimmbad und Demonstration der Fertigkeiten im Freiwasser. Entsprechend dem Ziel, dass Probleme erst gar nicht entstehen, kann ein guter Theorieunterricht Unfälle verhindern. Dazu gehören Ausrüstungskenntnisse, die richtige Tauchvorbereitung (die die vorherrschenden Tauchbedingungen berücksichtigt) und ein Briefing, das Ratschläge für das Verhalten in Notsituationen enthält. Die Erstellung von Notfallplänen für Tauchgruppenleiter/innen, tauchmedizinische Aspekte mit Behandlungsempfehlungen sowie die Aktivierung der Rettungsaktion bis hin zum Unfallbericht runden einen guten Theorieunterricht ab.

Kursgröße: Im Allgemeinen sind kleine Ausbildungsgruppen in Tauchkursen für die Kursteilnehmer/innen von Vorteil. Bei Rettungskursen, vor allem in Freiwasserszenarien, ist jedoch das Gegenteil der Fall. In größeren Gruppen lernen Tauchschüler mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, in Notfallszenarien zusammenzuarbeiten (wobei die Rollen je nach Erfahrungsstand verteilt werden) und effektiv Hilfe zu leisten, als ob es sich um ein reales Szenario handeln würde.
Ein weiterer Vorteil größerer Gruppen zum Üben von Notfallszenarien ist die breite(re) Palette an Ausrüstungskonfigurationen (Jacket vs. Wingsystem, Einzel- vs. Doppeltanks, klassische zweite Stufe vs. langer Schlauch (DIR), Backmount vs. Sidemount, Neoprenanzug vs. Trockentauchanzug).
Je mehr Teilnehmer es gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Kurs Szenarien für eine Vielzahl unterschiedlicher Ausrüstungskonfigurationen vorkommen. Um realistisch zu sein und Rettungstechniken für verschiedene Konfigurationen zu vermitteln, wird empfohlen, dass die Tauchlehrer die Taucher dazu bringen, verschiedene Konfigurationen zu verwenden, wenn sie in den Rettungsszenarien als "Opfer" auftreten.

Praktisch: Transport eines bewusstlosen Tauchers an die Oberfläche
Klaus K. und Susanne W. haben die oben genannte Fertigkeit in den Pooltrainings ausgiebig geübt, ebenso wie die Bergung der Ausrüstung an der Wasseroberfläche und die Rettung von Opfern aus dem Wasser, gefolgt von Erster Hilfe. Sie fühlen sich gut vorbereitet. Im Freiwasserszenario müssen sie zwei vermisste Taucher ausfindig machen, sie kontrolliert an die Wasseroberfläche bringen, die Ausrüstung entfernen und Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen. Voller Enthusiasmus machen sie sich gemeinsam auf den Weg. Die "Opfer" werden bald - "bewusstlos" - in etwa 10 m Tiefe gefunden. Jetzt zählt jede Minute. Susanne sucht verzweifelt nach dem Inflatorschlauch und dem Inflatorknopf des "Opfers". Das BCD des "Opfers" ist ein Axiom i3-Tauchjacket und verfügt nicht über ein standardmäßiges Aufblassystem (es wird über integrierte Ein- und Auslassventile in einem Ablasssystem befüllt). Es vergeht wertvolle Zeit, und der Aufstieg ist alles andere als "kontrolliert". Klaus holt sein "Opfer", das doppelte Tanks trägt, an die Oberfläche und zieht ihn schnell ans Ufer. Auf dem Weg dorthin versucht er, die Ausrüstung zu entfernen. Da er mit dem Gurtsystem nicht vertraut ist, bemerkt er den Schrittgurt nicht und verliert wertvolle Zeit, als er ihn im flachen Wasser löst...

Zeitfaktor und "fester Boden"

Viele Rettungsorganisationen sind sich einig, dass Hilfe für verunglückte Taucher nur auf "festem Boden" geleistet werden kann (man denke nur an HLW, Sauerstoff, Wundversorgung). Aus diesem Grund ist es bei allen Unfällen vorrangig, die Opfer so schnell wie möglich an Land oder an Bord zu bringen. Umso überraschender ist es, dass in manchen Kursen zeitaufwändige Übungen (im Wasser durchgeführt) gelehrt werden, die das Gegenteil einer schnellen und effektiven Versorgung außerhalb des Wassers sind.

Beispiele dafür sind Übungen wie der Versuch einer Wiederbelebung während des Transports im Wasser. Laut dem bekannten Taucharzt und Priv.-Doz. Dr. med. Claus-Martin Muth, Leiter des Ausschusses für Tauchmedizin der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM):
"Tatsächlich ist der Versuch, einen bewusstlosen Taucher während des Transports angemessen zu beatmen, nicht nur erfolglos, sondern verzögert auch eine angemessene Rettung dramatisch. Die bessere Empfehlung ist daher, so schnell wie möglich zu schwimmen und dann an Land mit der Beatmung zu beginnen."
Umsetzung und Übungen für alle

Wir hatten die Gelegenheit, mehrere Rettungskurse in verschiedenen Tauchbasen zu besuchen und zu beobachten. Die verschiedenen Richtungs- und vermittelten Rettungstechniken unterschieden sich nur geringfügig, aber die Schwerpunkte und vorgestellten Lösungen waren unterschiedlich. Auf einige spezifische Tipps und Fertigkeiten gehen wir im Folgenden gesondert ein. Unsere Erfahrungen zeigen, dass es für die eigene Ausbildung - unabhängig von der eigenen Leistungsstufe - von Vorteil sein kann, Auffrischungskurse in verschiedenen Ausbildungszentren und / oder Clubs zu besuchen.

Rettungsfertigkeiten im Überblick:

Selbstrettungssituationen:
- Krämpfe lösen / Antispasmodische Maßnahmen - Positive Tarierung herstellen - Atemkontrolle
- Verwendung einer alternativen Luftzufuhr
(Ponyflasche, Stufen)
- Vertigo (Schwindelgefühl): Überwindung, Stabilisierung

Rettungskette auslösen:
- Rettungskette
- Teambildung für Rettungseinsätze
- Unfallmanagement und Befragung

Oberflächenhilfen:
- Annäherung und Lagebeurteilung
- Kontaktaufnahme
- Beruhigen des Tauchers
- Hilfeleistung und Transport, Entfernen der Ausrüstung
- Ausstieg (Land / Boot)

Umgang mit in Panik geratenen Opfern:
- Annäherung mit Rückzugsmöglichkeit
- Befreiungstechniken
- Fixierung
- Transport ohne Selbstgefährdung

Hilfe vom Ufer, Steg oder Boot:
- Hilfeleistung durch Ein- und Auswerfen von Rettungsmitteln und Seilen
- Einsteigen ins Wasser, mit Opfer(n) in Sichtweite
- Hilfeleistung und Rettung im Wasser mit und ohne Hilfsmittel
- Verschiedene Schlepp- / Rutschtechniken
- Ausstieg

Unterwasserhilfe:
- Annäherung / Lagebeurteilung / Kontaktaufnahme
- In Panik geratener Taucher
- Unkontrolliert aufsteigender Taucher
- Luftspenden / Airsharing (Out-of-Air-Situationen) und kontrollierter Aufstieg
- Vermisster Taucher, Durchführung einer schnellen und effizienten Suche
- Transport eines nicht ansprechbaren Tauchers an die Oberfläche

Ausstiege:
- Ausstieg mit Tauchern
mit und ohne Hilfe (an Land, Plattform, Steg)
- Transport zu einem geeigneten Ort, wo Erste Hilfe geleistet wird

Erste / ggf. zweite Versorgung:
- Hilfe bei druckbedingten Verletzungen
- Herz-Lungen-Wiederbelebung und Beatmung (mit Beatmungsmaske)
- Verdacht auf DCS:
Verabreichung von Notfallsauerstoff

RESCUE SCENARIOS (Freiwasser):
- Realistische Notfallszenarien, an denen alle Kursteilnehmer
(Teambildung), Assistenten und "Opfer-Gäste" mit unterschiedlicher
Ausrüstung beteiligt sind
- Beispiel 1: Suchen und Finden eines vermissten Tauchers in einer
Unfallsimulation, Rettung mit gesamter Hilfskette (Chain of Survival?)
- Beispiel 2: Unfallsimulationen nach der Über- und
Unterwasser-Notfallsituation unter Verwendung der gesamten Hilfskette

Praktisch: Rettungsfertigkeiten über den Standardunterricht hinaus
Einige Übungen, die nicht im Lehrbuch stehen, die uns aber bei unseren Kursbeobachtungen aufgefallen sind, werden hier erwähnt:

Stell dir vor, du brauchst eine Trage, nachdem du dein Opfer gelandet hast. Was kannst du tun?
Nimm zwei lange Stangen (Zeltstangen, lange Äste usw.), lege sie im Abstand von etwa 50 bis 60 cm auf eine Decke und falte sie so ein, dass sich die Enden überlappen. Lege das Opfer darauf, das durch sein Körpergewicht die Decke fixiert, fertig ist die Transporttrage.
Wickeln: Als du das Ufer erreichst, stellst du fest, dass der Steg sehr hoch ist und es keine Leiter gibt. Was kannst du tun?
Benutze eine Decke, eine Matratze, eine Plane oder einen anderen geeigneten Gegenstand, der in Reichweite ist. Am Ende des Stegs stehend, wirfst du die Decke ins Wasser und ziehst dann den Rest der Decke unter das Opfer. Hole das andere Ende von oben ein. Auf diese Weise wird das Opfer sanft "aufgerollt".

Fazit

In einer Notsituation Hilfe leisten zu können, ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine Verpflichtung, die unser Rechtssystem vorschreibt. Erfolgreiche Hilfeleistung schafft auch eine tiefe und dauerhafte Befriedigung, wie die E-Mail am Anfang dieses Artikels eindrucksvoll beweist. Je besser wir auf Notfälle vorbereitet sind, desto eher sind wir in der Lage, Hilfe zu leisten. Und mal ehrlich: Würden wir nicht selbst gerne von gut ausgebildeten Tauchpartnern geholfen werden, wenn wir Hilfe brauchen? Die Frage ist nicht, ob, sondern wann und wie oft wir uns diesem Training aussetzen.
Ungeachtet des Kursangebots ist es ratsam, eventuell mit erfahreneren Tauchpartnern auf eigene Faust ein Training zu Rettungsfertigkeiten zu absolvieren, um im Notfall Hilfe leisten zu können.