Ohrenprobleme mit Wasser - es trifft mehr Menschen als du denkst

Ob im Sommer am Meer oder im Schwimmbad - viele Menschen leiden unter Problemen, die dadurch entstehen, dass Wasser in die Ohren kommt. Das ist unangenehm - ein leichtes Druckgefühl und alles dumpfes Hören.

Auf ein Bein springen, den Kopf zur Seite neigen - es gibt viele Hausmittel, um das Wasser wieder herauszubekommen. Oft bleibt jedoch etwas Wasser eingeschlossen und es entwickelt sich eine Entzündung des äußeren Gehörgangs - auch Otitis Externa genannt.

Otitis Externa - Entzündung des äußeren Gehörgangs

Die häufigsten Symptome sind Juckreiz und mittlere bis starke Ohrenschmerzen. Wenn der Schmerz in Richtung Ohrmuschel ausstrahlt, ist das Schlafen auf der Seite oft nicht mehr möglich.
Abhängig vom Grad der Entzündung und den beteiligten Erregern kann sich die Haut röten oder anschwellen und es können Krusten oder Pusteln entstehen, oder der Gehörgang kann anfangen zu nässen. Wenn der Gehörgang anschwillt, kann es außerdem zu Hörstörungen kommen und die Druckausgleichsfähigkeit ist oft eingeschränkt, so dass z.B. Tauchen nicht mehr möglich ist.
Oft werden die Gehörgangsexostosen als Zufallsbefund diagnostiziert, da sie zunächst schmerzlos sind und später zu häufig wiederkehrenden Entzündungen des Gehörgangs oder anderen Problemen führen, die den Besuch bei einem Hörakustiker notwendig machen. Geschwächte und Bakterien, Pilze oder Viren können Entzündungen verursachen.

Risikofaktoren:
- Schwimmen, Feuchtigkeit, Schwitzen.
- Schlechte Wasserqualität.
- Warme (Wasser-)Temperaturen.
- Warmes Klima.
- Einsetzen von Ohrstöpseln, Gehörschutz, Hörgeräten, In-Ear-Kopfhörern.
- Reinigung mit Wattestäbchen, unzureichende Ohrenschmalzbildung.
- Lokale Verletzungen und Hautkrankheiten.
- Verunreinigungen.
- Anatomische Anomalien/Veränderungen (z.z.B. Verengung des Gehörgangs)

Die meisten Infektionen einer Otitis Externa sind bakterielle Infektionen und werden in den meisten Fällen durch Pseudomonas aeruginosa oder Staphylococcus aureus verursacht (ca. 76% der Fälle)

Pseudomonaden und Staphylokokken kommen häufig in warmem Wasser vor und vermehren sich besonders gut bei höheren Temperaturen, z.z.B. in beheizten Pools (Kinderbecken, Whirlpools, Schwimmbäder) oder in wärmeren Regionen wie auf den Malediven, den Seychellen und überall dort, wo höhere Wassertemperaturen herrschen.
Deshalb sind Taucher in Regionen mit höheren Wassertemperaturen auch häufiger von Infektionen des Gehörgangs betroffen. Da die Pseudomonaden resistent gegen Chlor sind, treten außerdem viele Entzündungen auf, besonders bei aktiven Schwimmern oder Kindern und Familien, die viel Zeit in Schwimmbädern mit gechlortem Wasser verbringen. Daher auch der Begriff "Bade-Otitis".

Entzündungen des Gehörgangs sind häufig

Eine Entzündung des Gehörgangs kommt bei etwa 10 % der Bevölkerung vor. Noch häufiger ist sie bei professionellen Wassersportlern, die regelmäßig zum Training im Wasser sind (z.B. Profi- und Freizeitschwimmer) oder aus beruflichen Gründen oft im Wasser sind (z.B. Tauchlehrer, Berufstaucher) oder einfach nur in der Freizeit durch Tauchferien, im Sommer häufiges Schwimmen im See oder Schwimmbad mit Kindern, der ganzen Familie oder Freunden.

Verengung des Gehörgangs (Exostose - Surfers Ear / Swimmer Ear)

Surfer, Schwimmer oder auch Taucher, die vom so genannten "Surfers Ear" oder "Swimmer's Ear" (Gehörgangsexostosen) betroffen sind, leiden außerdem oft noch mehr unter Otitis externa.

Nach einer Studie aus Neuseeland ist die Gehörgangsexostose bei Surfern sehr häufig: Bei 73% der untersuchten Surfer ist eine Verengung des Gehörgangs nachweisbar; bei 40% der Untersuchten lag die Verengung des Gehörgangs bei über 50%. Eine vergleichbare Häufigkeit wurde auch von kalifornischen Surfern berichtet. Gehörgangsexostosen können auch andere Wassersportarten wie Schwimmen, Paddeln oder Tauchen beeinträchtigen.

Oft werden die Gehörgangsexostosen als Zufallsbefund diagnostiziert, da sie zunächst schmerzlos sind und später zu häufig wiederkehrenden Entzündungen des Gehörgangs oder anderen Problemen führen, die den Besuch beim Hörakustiker notwendig machen.

Die Gehörgangsexostose wird wahrscheinlich durch Wachstumsreize an der Knochenhaut im angrenzenden Knochengewebe verursacht. Die genauen Ursachen sind nicht alle bekannt. Es wird vermutet, dass es sich um einen multifaktoriellen Prozess handelt. Eine der Hauptursachen für die Entstehung scheinen Kalt- oder Warmwasserreize zu sein, da häufig Wasser in den äußeren Gehörgang eindringt, wobei kaltes Wasser ansprechender ist als warmes. Eine fortschreitende Gehörgangsexostose kann die Gesundheit der betroffenen Patienten stark einschränken und muss unter Umständen chirurgisch behandelt werden. Wird eine Exostose rechtzeitig erkannt, kann der weitere Verlauf gestoppt werden, wenn verhindert wird, dass regelmäßig Wasser in die Ohren gelangt oder dort verbleibt.

Tauchen


Taucherinnen und Taucher haben ebenfalls oft mit Ohrenproblemen zu kämpfen - der Druck auf die Ohren durch den Druckausgleich, mehrere Tauchgänge pro Tag und das Tauchen in Regionen mit warmem Wasser verursachen oft eine Otitis externa. Das Vorhandensein einer Gehörgangsexostose begünstigt die Entstehung von Entzündungen. Da diese Entzündungen meist durch Pseudomonaden oder Staphylokokken verursacht werden, die sich bevorzugt in wärmeren Gewässern aufhalten, sind Taucher auf den Malediven oder in anderen Regionen mit hohen Wassertemperaturen häufiger von Gehörgangsentzündungen und Ohrproblemen betroffen. Oft müssen Tauchgänge abgebrochen werden, wenn der Druckausgleich nicht mehr funktioniert und es zu einer Entzündung im Gehörgang kommt. Eine ärztliche Versorgung steht oft nicht zur Verfügung und antibiotische Ohrentropfen, die mitgeführt werden, wirken oft nicht so schnell wie nötig oder gar nicht. Das ist besonders ärgerlich, wenn du an einem einzigartigen Tauchplatz bist. Ziel ist es daher, Ohrenprobleme durch vorbeugende Maßnahmen so weit wie möglich zu vermeiden.

Therapie Otitis Externa

Die Therapie der Otitis Externa erfolgt in der Regel lokal durch Ohrentropfen. Liegt ein Antibiogramm vor, kann eine gezielte Antibiotikatherapie eingeleitet werden, die auch die Entwicklung von Resistenzen verhindert. Bei stärkeren Symptomen und einer Schwellung des Gehörgangs können auch Kortikosteroide eingesetzt werden - bei starken Schmerzen zusätzlich geeignete Analgetika. In jedem Fall sollte eine hartnäckige Otitis externa vom Arzt untersucht und gezielt behandelt werden.

Prophylaxe der Otitis Externa

Es gibt nur wenige vorbeugende Maßnahmen, die wirklich helfen.

Vorbeugende Maßnahmen Otitis Externa:
- Reinige deine Ohren nicht mit Wattestäbchen.
- Verwende eine gut sitzende Badekappe.
- Wenn du Ohrstöpsel verwendest, achte darauf, dass die Stöpsel weich sind und gut sitzen (individuell angepasst)
- Wenn Wasser im Ohr eingeschlossen ist, neige den Kopf zur Seite, damit es wieder herauslaufen kann. Ein leichtes Ziehen am Ohrläppchen und Springen kann auch helfen.
- Verwende nicht zu oft In-Ear-Kopfhörer oder Ohrstöpsel zum Schutz vor Lärm, Staub oder Wasser
- Verwende wasserabweisende, antiinfektiöse Ohrentropfen, die verhindern, dass Wasser eingeschlossen wird.

Für Schwimmer gibt es die Möglichkeit, eine eng anliegende Badekappe zu verwenden, die über die Ohren gezogen wird, oder (individuell angepasste) Ohrstöpsel zu benutzen. Letzteres ist in seiner Wirkung umstritten, da schlecht sitzende und harte Ohrstöpsel auch die Entstehung einer Otitis Externa fördern können. Auch die regelmäßige Reinigung der Ohren mit Wattestäbchen sollte vermieden werden, da dies die schützende Schicht aus Ohrenschmalz zurückdrängt und so zu Störungen im Selbstreinigungsprozess der Ohren führt.

So genannte "Tauchertropfen" werden nach dem Schwimmen/Tauchen verwendet und sollen durch ihren sauren Charakter (sie enthalten oft Essigsäure oder Borsäure) zusammen mit Alkohol vorhandene Bakterien bekämpfen. In einigen Studien wurde eine positive Wirkung nachgewiesen - eine häufige und längere Anwendung kann jedoch die empfindliche Haut des Gehörgangs durch die Säuren und den Alkohol schädigen.

Die einzigen Ohrentropfen auf dem Markt, die präventiv verwendet werden können, sind EarOl und SwimSeal. Earol besteht aus Olivenöl und Teebaumöl und nach dem Auftragen entsteht ein wasserabweisender Film im Ohr. Das Teebaumöl ist auch eine natürliche, antiinfektiöse Prophylaxe, die gesucht wird. SwimSeal funktioniert nach demselben Prinzip, besteht aber aus medizinisch zugelassenem Silikonöl und ebenfalls australischem Teebaumöl. Die Silikonverbindung liegt als klare Flüssigkeit vor, ist chemisch und biologisch inert und wird weder verstoffwechselt noch absorbiert und wird in vielen Präparaten wie z.B. Medikamenten & Kosmetika verwendet. Es wirkt ausschließlich lokal und ist viel wasserabweisender als z.B. andere Öle wie Olivenöl oder Teebaumöl. Seine höhere Viskosität macht eine gleichmäßigere Verteilung im äußeren Gehörgang wahrscheinlicher, um einen wasserabweisenden Schutzfilm aufzubauen. Durch das zugesetzte australische Teebaumöl wird außerdem eine natürliche antiinfektiöse Wirkung erzielt. Klinische Tests haben außerdem gezeigt, dass SwimSeal eine positive Wirkung auf eine Gruppe von Schwimmern hatte.

Prophylaxe Surferohr / Schwimmerohr

Um die Entstehung eines Surferohrs oder Schwimmerohrs zu vermeiden, empfiehlt es sich zu verhindern, dass (kaltes) Wasser in die Ohren gelangt und dort verbleibt und so Wachstumsreize auf die Knochenhaut ausüben kann. Bei Kälte kann dies durch Hauben oder Mützen erreicht werden - außerdem werden oft Ohrstöpsel verwendet. Wie bereits erwähnt, sind diese in ihrer Wirkung umstritten, da schlecht sitzende und harte Ohrstöpsel auch die Entwicklung einer Otitis externa fördern können. Außerdem kann es vor allem bei einer beginnenden Verknöcherung des Gehörgangs schwierig sein, die Ohrstöpsel anzupassen oder gut anzupassen. SwimSeal könnte hier eine Alternative sein, denn der stark wasserabweisende Film verhindert, dass Wasser im Ohr bleibt. Aufgrund seiner flüssigen Beschaffenheit und der Anwendung als Ohrentropfen ist die Verabreichung auch bei verengten Gehörgängen möglich.

Schlussfolgerung

Um häufige Entzündungen des Gehörgangs oder Exostosen zu vermeiden oder zu stoppen, sollten die Ohren so effektiv wie möglich vor Wasser geschützt und keine äußeren Reize gesetzt werden. Das regelmäßige Tragen von In-Ear-Hör- oder Wasserschutzstöpseln oder In-Ear-Kopfhörern sollte vermieden werden. Eng anliegende Badekappen oder Schutzhüllen erscheinen sinnvoll - ebenso wie die vorbeugende Verwendung von Ohrentropfen, die einen stark wasserabweisenden Schutzfilm aufbauen und antiinfektiöse Eigenschaften haben (z.B. SwimSeal).

Auch interessant: Das gemeine Taucherohr (deutscher Text)

Quellen:

1) Hajioff D, MacKeith S. Otitis externa. BMJ Clin Evid 2015.
2) Chaplin & Stewart: Die Prävalenz von Exostosen im äußeren Gehörgang von Surfern. In: Clin Otolaryngol Allied Sci. 1998; 23, S. 326-330.
3) Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009
4) J. David Osguthorpe, M.D., David R. Nielsen, M.D, Am Fam. Physician 2006 Nov 1;74(9):1510-1516.
5) Andreas Neher et al; ÖÄZ, 3, 10. Feb. 2012
6) https://de.wikipedia.org/wiki/Otitis_externa
7) www.swim-seal.co.uk
8) Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
9) https://www.gesundheitsinformation.de/gehoergangsentzuendung.2218.de.html#sources
10) Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
11) www.hlhealthcare.co.uk

Aufgeschrieben von (mit freundlicher Genehmigung von): Dr. Armin Rath