Tom Oberhubers fabelhafter 24-Stunden-Apnoe-Weltrekord

Lächeln, trinken, leisten: Noch 26.350 Meter

24 Kilometer ohne Flossen und natürlich ohne Atemgerät: eine Herausforderung, die nur mit perfekt geplanten Pausenzeiten möglich ist. Thomas Oberhuber meisterte die extreme Herausforderung mit folgendem Plan: eine Bahnlänge tauchen - 25 Meter und dann eine kurze 20 Sekunden lange Pause zum Atmen. Dann die nächste Bahn - und wieder und wieder für die unglaubliche Anzahl von 960 Längen. In Summe eine wirklich atemberaubende Leistung, die Tom deutlich überboten hat. Am 4. Mai 2019 um 16:00 Uhr hieß es dann: 24 Stunden Freitauchen und eine Strecke von 26.350 Metern. Das ist die neue Weltrekordmarke! Der Österreicher Thomas Oberhuber stellt einen fabelhaften Weltrekord auf und übertrifft den alten Weltrekord von André Grabs mit 23.500 Metern um 2850 Meter.

Kaum hatte Tom Oberhuber die angepeilten 24 Kilometer getaucht, begann seine Zugabe. Der 46-jährige Österreicher stellte am Freitag, den 3. Mai, einen neuen Weltrekord im Apnoetauchen auf. 23,55 Kilometer in 24 Stunden war der bisherige Rekord des Freiburger Athleten André Grabs.

Rund eineinhalb Stunden vor Ende der 24 Stunden wurde der neue Rekord von Tom erreicht. Was am 3. und 4. Mai im Innsbrucker Hallenbad Amraser Straße geschah, ist nicht allein mit Zahlen und Fakten zu verstehen. Eine 24-stündige Topleistung war vorausgegangen, als Tom am Samstagnachmittag um 15:59 Uhr am Ende seiner 25-Meter-Bahn zum letzten Mal auftauchte und fast wie in Trance seine 15-sekündige Oberflächenpause mit vier Atemzügen begann. Dann wollte er gerade zur nächsten Runde starten, doch etwas irritierte ihn: Die Zuschauer jubelten laut! Erst jetzt begriff der Techniker aus einem Planungsbüro in Mils bei Innsbruck, dass die harte Zeit vorbei war: geschafft! Insgesamt 26,35 Kilometer, das sind 1054 Bahnen zu je 25 Metern. Das sind die Zahlen, die Tom in den 24 Stunden untergetaucht hatte, während er einem großen Plan folgte, der bis ins kleinste Detail genau strukturiert und doch so ungeplant und veränderbar war, dass man sich automatisch die Frage stellt: "Wie kann jemand das tun?"

Tom Oberhuber ist ein Phänomen. Vor etwas mehr als zehn Jahren begann er mit seiner Frau Monika zu tauchen. Das Buch "Grenzen meistern durch mentale Stärke" des neunfachen Apnoe-Weltrekordhalters Christian Redl brachte Tom 2012 zum ersten Mal mit dem Thema Freitauchen in Berührung.
Ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau brachte ihn zu einem Apnoe-Wochenendworkshop nach Graz und dort passierte es: "Es ist fast wie ein Virus ... Nach diesem Seminar war ich total fasziniert und infiziert vom Apnoetauchen und ich wusste, dass mich dieser Sport noch sehr lange faszinieren wird", sagt Tom über seine anfängliche Apnoe-Phase.

In der Zwischenzeit gewann er acht Goldmedaillen bei den österreichischen Meisterschaften und kratzte an der 7-Minuten-Grenze im statischen Tauchen. Sein österreichischer Rekord für Tauchgänge ohne Flossen liegt bei 125 Metern und mit Flossen bei 161 Metern.

Kein Spaß-Event: 24 Kilometer in einem Hallenbad tauchen

Tom war in seiner Jugend ein aktiver Ausdauersportler. Auch heute noch ist er im Mittel- und Langstreckenlauf aktiv und letztes Jahr hat er auch seinen ersten Marathon gefinisht. Und aus dieser kombinierten Liebe zum Ausdauersport und den Apnoe-Disziplinen hat Tom die Idee für diesen unglaublichen 24-Stunden-Apnoe-Weltrekord abgeleitet. "In beiden Sportarten passiert viel im Kopf, um erfolgreich zu sein. Die mentale Komponente ist extrem wichtig und ich finde diese Kombination sehr spannend", sagt Tom. Vor fast genau einem Jahr wurde die Idee für diesen Rekordversuch zusammen mit Teamkollegen seines Tauchclubs geboren.

Tom, seine Frau und die Teamkollegen verbrachten in den letzten Monaten viel Zeit mit den umfangreichen Vorbereitungen.

Am 3. Mai um 16 Uhr fiel der Startschuss in der Schwimmhalle in Innsbruck. 24 Kilometer in einem Hallenbad zu tauchen, während der Öffnungszeit - unter den neugierigen Blicken der Zuschauer, ist keine lustige Veranstaltung. Bahn folgt auf Bahn folgt auf Bahn... 25 Meter, 25 Meter zurück, immer wieder. Am Anfang noch entspannt mit drei Bein- und drei Armschlägen pro Bahn, technisch total sauber, gut koordiniert und immer mit einem Blick auf den Computer am Arm. Etwa 35 Sekunden pro Strecke. Dann auftauchen und drei- bis viermal in 15 Sekunden atmen, entspannen, langsam wieder abtauchen, abstoßen und das gleiche Spiel noch einmal beginnen.

"Keine Bahn ist wie die vorherige, da gehen einem eine Menge Dinge durch den Kopf", berichtet Tom. An der Grenze zur abgesperrten Wettkampfstrecke stehen manchmal ganze Gruppen von Kindern aus Schwimmvereinen und Schulklassen mit ihren Tauchermasken im Becken und schauen dem so eintönig agierenden Sportler unter Wasser zu. Gedanken pulsieren durch Toms Kopf, tauchen auf und verschwinden wieder ...

Plane deinen Tauchgang und tauche deinen Plan

Kollegen, Kumpels, Freunde - alle kommen vorbei, grüßen vom Beckenrand und feuern den scheinbar abwesenden, total fokussierten Athleten an. 15 Sekunden sind kurz, die Atmung muss präzise sein und in den ersten Stunden muss Tom aufpassen, dass er konzentriert bleibt und nicht vor lauter euphorischer Stimmung und dem guten Gefühl, dass alles so glatt läuft, den Faden verliert...
"Plan your dive and dive your plan" ist hier, im Wasser, existenziell. Die Arbeitsbelastung des Körpers muss völlig im Gleichgewicht sein. Zu viel Tempo lässt die Laktatwerte im Blut ansteigen und die Folgen sind Leistungseinbußen oder sogar ein Zusammenbruch.

Wochenlang hat der Sportler zusammen mit der Unterstützung des erfahrenen Tauchmediziners Frank Hartig vom Klinikum Innsbruck und seinem Personal Trainer Chuks vom Fitnessstudio "The Point" in Hall und dem befreundeten Sportstudenten und Personal Trainer Felix Pik immer wieder alle Parameter auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Sauerstoffmessungen, Laktatkurven, CO2-Spuren, Lungenspirometrie, Überwachung der Körpertemperatur wegen der Gefahr der Unterkühlung trotz 30 Grad Wassertemperatur im Pool wurden während der 24 Stunden durchgeführt - nichts wurde dem Zufall überlassen. Coach Chuks kümmerte sich um die richtige Ernährung und das Vorbereitungstraining, das vor allem auf die Stabilisierung der Bänder und der inneren Muskulatur ausgerichtet war. Ausdauer- und Krafttraining waren tabu, denn der Aufbau neuer Muskelmasse würde fatale Veränderungen im Sauerstoffhaushalt verursachen ... "Deshalb war der Plan so wichtig, denn wenn man aus dem guten Gefühl heraus zu viel macht, wird der ehrgeizige Plan nicht funktionieren", wusste Tom und hielt sich deshalb genau an die Vorgaben und Anweisungen seines Trainerteams.

Lächeln, trinken und performen ...

Zum Zeitpunkt des Rekords waren es fast 20 Personen, die Tom unterstützten und sich um ihn kümmerten. Acht Tauchblöcke von jeweils zwei bis zweieinhalb Stunden waren geplant. In den kurzen Pausen überwachte Dr. Hartig Blutwerte, Körpertemperatur, Lungen- und Gehirnfunktionen. Eine noch nicht ausgeheilte Entzündung in seinem linken Arm machte nach sieben Stunden Probleme und behinderte seine Bewegungen. Dazu gesellten sich später leichte Wadenprobleme und der Arzt beklagte sich über die Nierenwerte. Frank Hartig hatte immer gewarnt, dass Tom zu wenig trinkt und sein Mantra für Tom und den Rekordversuch war: "LÄCHLE, TRINKE UND PERFORME". Tom lächelte zuversichtlich, trank dann die geforderten Mengen, fütterte seinen Körper mit den benötigten, aber ungeliebten Kohlenhydrat-Gels und machte weiter. Das Mantra des Arztes unterstützte ihn geistig...

Die Beschwerden in seinem Arm und seiner Wade ließen nach und so "überlebte" er die kleine Flaute bis zum Schlaf zwischen 3 und 6 Uhr morgens. Niemand übersteht ein solches Arbeitspensum ohne entsprechende Regenerationsphasen. Der Körper wird entlang von Grenzen bewegt, die in ihrer Struktur fragil sind. Muskuläre Probleme, Dehydrierung oder Kohlenhydratmangel können schnell zum Ende des Traums führen. Tom war auch darauf vorbereitet, dass sich die Anzahl der Bein- und drei Armschläge pro Strecke irgendwann erhöhen könnte. Von den anfänglich nur drei oder vier Schlägen, die er pro Track benötigte, war er vor der Pause auf fünf bis sechs gekommen, was zu einer höheren Belastung führte und die Sauerstoffkreisläufe veränderte. "Die Pause um 3 Uhr morgens war genau richtig", erinnert sich Tom und es dauerte nur einen kurzen Moment, bis er im vorbereiteten Schlafraum (im Saunabereich des Bades) in einen tiefen Schlaf sank.

Als seine Frau ihn zweieinhalb Stunden später um 5:30 Uhr weckte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis er wieder auf die Strecke ging - noch 10 Stunden...

Kurs auf Rekord


Bereits in den ersten drei Tauchblöcken hatte Tom 30 Runden mehr als geplant absolviert. Die kleinen Wehwehchen hatten sich während der kurzen Schlafpause verflüchtigt und als Tom am frühen Morgen um 6 Uhr wieder startete, lief alles wie am Schnürchen. Bahn um Bahn tauchte Tom durch das Becken und jedes Stundenprotokoll zeigte, dass Tom auf Rekordkurs war. Die Daten seiner beiden Uhren an den Handgelenken zeigten ihm, dass er bereits weit voraus war.

Im Durchschnitt tauchte der Sportler 65 Bahnen pro Stunde und bereits eineinhalb Stunden vor Ablauf der 24-Stunden-Frist hatte Tom Oberhuber sein Ziel von 24 Kilometern und damit den neuen Weltrekord erreicht. "Am Ende lief alles perfekt. Ich spürte zwar meinen Fuß und meinen Oberarm nicht mehr, aber ich wusste, dass es gelingen würde. Als die 24 Kilometer geschafft waren, war es wie ein Rausch. Ich wusste, dass ich sogar die 26 Kilometer schaffen kann und die letzten Runden waren pures Adrenalin", sagt Tom - immer noch begeistert von dem Triumph nach den 24 anstrengenden Stunden.

Als er um 16 Uhr mit zittrigen Beinen aus dem Becken stieg, hatte er 26,35 Kilometer (=1054 Bahnen) zurückgelegt. Ein wenig überrascht von dieser Leistungsexplosion, genoss er den Jubel, den Applaus, die zahlreichen Glückwünsche und die positive Resonanz der vielen Besucher und Freunde. "Ein solcher Erfolg hat viele Väter", sagt Tom, denn ohne sein Back-up-Team, die Trainer und die IKB in Innsbruck, von der das Schwimmbad für diesen spektakulären Rekord kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, wäre dieser Rekord nicht möglich gewesen.

Eine Frage bleibt am Ende aber doch: Warum machst du das? "Ich wollte etwas Besonderes machen, etwas Verrücktes", sagt Tom Oberhuber. Einmal ...? Das war's jetzt also ...? Der neue Weltrekordhalter und Guinness-Rekordjäger zögert zwei Sekunden, lächelt, nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche und sagt: "Noch nicht ... da geht noch mehr ...!"

Das Protokoll des Weltrekords