Malin Head: Der Friedhof der Giganten (4)

Wracktauchen: SS Empire Heritage

Die tiefen, kristallklaren Gewässer vor Malin Head in Irland waren einst eine Schifffahrtsroute für Kriegskonvois und nach zwei Weltkriegen ist der Meeresboden heute ein Friedhof für übergroße Wracks. In der letzten von vier Minigeschichten schauen wir uns den faszinierenden Tanker SS Empire Heritage an, der mit Fracht beladen ist.

Am 8. September 1944, als sich über 100 Schiffe im Konvoi HX-305 der irischen Küste näherten, schoss U-482 einen einzigen Torpedo auf die SS Empire Heritage, einen Tanker mit 16.000 Tonnen Treibstoff an Bord. Eine katastrophale Explosion versenkte das Schiff so schnell, dass keine Notsignale gesendet wurden. Die beiden Untergänge verursachten einen großen Verlust an Menschenleben.

Als wir auf das Wrack hinabsteigen, bietet sich unter uns ein Bild des totalen Chaos. Sherman-Panzer liegen wie ausrangierte Spielzeuge ineinander verschlungen auf dem Wrack und dem Meeresgrund, so weit das Auge reicht. Die Empire Heritage hatte fast 2000 Tonnen dieser kriegswichtigen Güter geladen! Einige stehen aufrecht und sind völlig intakt, während andere in den Laderäumen in bis zu drei Tiefen aufgereiht sind und sich in bemerkenswert gutem Zustand befinden. Die jahrelange Wellenbewegung hat die Aufbauten des 15.702 Tonnen schweren Wracks zertrümmert, das jetzt mit 67 Metern nur noch wenig über den kiesigen Meeresboden ragt. Um in dieser Tiefe die gesamte Länge von 150 Metern in einem Tauchgang zu sehen, bräuchte man Tauchfahrzeuge, also versuchen wir gar nicht erst, die hinteren Bereiche des Schiffes zu erreichen. Dort hätten wir die Maschinen und 6 riesige Kessel gefunden, die in ordentlichen 3er-Reihen angeordnet sind.

Stattdessen begeben wir uns in den vorderen Bereich, wo es in den Überresten der Laderäume von Fischen wimmelt.

Unsere Grundzeit nähert sich bald 30 Minuten, also halten wir Ausschau nach dem blinkenden Blitzlicht, das unsere Aufstiegslinie zur Dekompressionsplattform markiert. Da es zu den größeren Schiffen gehört, die im 2. Weltkrieg versenkt wurden, gibt es bei zukünftigen Tauchgängen noch viel zu entdecken.

Dank an Steve Jones