Pinkeln oder nicht pinkeln: Sollten wir im Nasstauchanzug pinkeln?
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Predrag_Vuckovic
Tauchen ist eine Aktivität, die Abenteuer, Erkundung und körperliche Ausdauer miteinander verbindet. Es bringt aber auch ein oft unausgesprochenes und etwas tabuisiertes Thema mit sich: das Pinkeln im Nasstauchanzug. Taucherinnen und Taucher haben häufig den Drang, unter Wasser mehr zu urinieren, was zu Debatten darüber führt, ob es angemessen oder ratsam ist, dies im Nasstauchanzug zu tun. Wir gehen der Frage nach, warum dieser Drang auftritt, welche physiologischen Aspekte dabei eine Rolle spielen, welche Auswirkungen das auf den Komfort und die Hygiene hat und wie Taucher diesen Aspekt des Erlebnisses handhaben können. Also lass es uns herausfinden... pinkeln oder nicht pinkeln?
Warum haben Taucher den Drang, beim Tauchen mehr zu pinkeln?
Der erhöhte Harndrang beim Tauchen wird durch eine Kombination aus physiologischen und umweltbedingten Faktoren verursacht. Einer der Hauptgründe ist die "Immersionsdiurese", ein Prozess, der durch das Eintauchen des Körpers in Wasser ausgelöst wird.
Der Druck des Wassers auf den Körper und die kühleren Temperaturen, die unter Wasser herrschen, führen zu einer Umverteilung des Blutes von den Extremitäten zum Körperkern. Diese Verschiebung erhöht das zentrale Blutvolumen und regt die Nieren dazu an, mehr Urin auszuscheiden, um den Flüssigkeitshaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten, was zu einem stärkeren Harndrang führt.
Ein weiterer Faktor ist die "kälteinduzierte Diurese", bei der die kühleren Wassertemperaturen den Körper dazu veranlassen, überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, um die Körperkerntemperatur zu halten. Diese natürliche Reaktion ist beim Tauchen in kaltem Wasser besonders ausgeprägt, da der Körper versucht, den Wärmeverlust zu minimieren, indem er die periphere Zirkulation reduziert. Die Kombination aus Tauchdiurese und kälteinduzierter Diurese erklärt, warum Menschen beim Tauchen oft häufiger pinkeln müssen.
Die Säugetier-Tauchreaktion beim Freediving
Die Tauchreaktion der Säugetiere, eine Reihe von physiologischen Reaktionen, die auftreten, wenn Säugetiere unter Wasser getaucht werden, spielt beim Freediving eine entscheidende Rolle. Diese Reaktion ist gekennzeichnet durch Bradykardie (Verlangsamung der Herzfrequenz), periphere Vasokonstriktion (Verengung der Blutgefäße in den Extremitäten) und Blutverschiebung (Bewegung des Blutes in die Kernbereiche des Körpers). Diese Veränderungen tragen dazu bei, Sauerstoff zu sparen und den Blutfluss zu den lebenswichtigen Organen während längerem Luftanhalten aufrechtzuerhalten.
Eine Folge der Tauchreaktion ist ein verstärkter Harndrang. Da die periphere Vasokonstriktion den Blutfluss in den Gliedmaßen verringert, wird mehr Blut in den Körperkern umgeleitet, was die Nierendurchblutung und damit die Urinproduktion erhöht.
Als Reaktion auf dieses erhöhte zentrale Blutvolumen signalisiert der Körper den Nieren, überschüssige Flüssigkeit herauszufiltern, wodurch der Harndrang verstärkt wird. Dieses Phänomen ist ein unvermeidlicher Teil der Anpassung des Körpers an die Wasserwelt und ist besonders bei Freedivern ausgeprägt, die sich stark auf die Tauchreaktion verlassen, um ihre Zeit unter Wasser zu maximieren.
Wird dir beim Pinkeln im Nasstauchanzug tatsächlich wärmer?
Viele Taucher glauben, dass das Pinkeln im Nasstauchanzug vorübergehend für Wärme sorgt. Das mag zwar ein kurzes Gefühl von Wärme vermitteln, aber die Realität ist komplexer:
Der Nasstauchanzug selbst funktioniert, indem er eine dünne Wasserschicht zwischen dem Neopren und der Haut einschließt, die der Körper erwärmt. Diese Schicht dient als Isolierung und hält den Taucher in kaltem Wasser warm. Wenn ein Taucher in seinen Nasstauchanzug uriniert, entsteht das erste warme Gefühl durch den vom Körper erwärmten Urin. Dieser Effekt ist jedoch nur von kurzer Dauer.
Urin kühlt wie jede andere Flüssigkeit schnell ab, sobald er mit Wasser mit niedrigerer Temperatur in Berührung kommt. Wenn der Urin abkühlt, kann er den Wärmeverlust des Körpers beschleunigen, so dass der Taucher sich kälter fühlt, nachdem das anfängliche Wärmegefühl verflogen ist. Außerdem sind Nasstauchanzüge nicht wasserdicht, so dass schließlich kaltes Wasser eindringt, das den Urin weiter abkühlt und die isolierende Wirkung verringert.
In einen Nasstauchanzug zu pinkeln, mag zwar eine kurzzeitige Illusion von Wärme vermitteln, trägt aber nicht zum langfristigen Wärmekomfort bei und kann in kalten Umgebungen sogar kontraproduktiv sein.
Wie du vermeidest, dass dein Nasstauchanzug nach Pisse riecht
Eine der größten Sorgen, die Taucherinnen und Taucher haben, wenn sie in ihren Nasstauchanzug pinkeln, ist die Gefahr von Geruchsbelästigung. Wenn der Urin nicht richtig ausgespült wird, kann er zu unangenehmen Gerüchen führen und das Material des Nasstauchanzugs mit der Zeit zersetzen. Um dies zu verhindern, solltest du diese grundlegenden Hygienemaßnahmen befolgen.
- Spüle den Nasstauchanzug nach dem Tauchen gründlich mit Süßwasser ab, um Salz, Urin und andere Verunreinigungen zu entfernen.
- Verwende einen speziellen Nasstauchanzug-Reiniger oder ein mildes Waschmittel, um Rückstände zu beseitigen und Gerüche zu entfernen.
- Drehe den Nasstauchanzug beim Reinigen auf links, um sicherzustellen, dass alle Bereiche gründlich gewaschen werden.
- Trockne den Nasstauchanzug an einem gut belüfteten, schattigen Ort, um das Wachstum von Schimmel und Mehltau zu verhindern, die auch zur Geruchsbildung beitragen können.
Regelmäßige Pflege und Reinigung helfen nicht nur, den Nasstauchanzug frisch zu halten, sondern verlängern auch seine Lebensdauer, indem sie das Neoprenmaterial schonen.
Ist Pinkeln im Nasstauchanzug eine gute oder schlechte Sache?
Ob es gut oder schlecht ist, in den Nasstauchanzug zu pinkeln, hängt letztlich vom persönlichen Komfort des Tauchers, den Tauchbedingungen und der Dauer des Tauchgangs ab. Aus gesundheitlicher Sicht ist gelegentliches Pinkeln im Nasstauchanzug nicht schädlich, vorausgesetzt, der Nasstauchanzug wird danach ordnungsgemäß gereinigt. Aus Sicht des Komforts und der Hygiene ist es jedoch nicht ideal, da es zu Geruchsbildung kommen kann.
Wenn dir Hygiene und die Pflege deiner Ausrüstung wichtig sind, solltest du es nach Möglichkeit vermeiden, in einen Nasstauchanzug zu pinkeln. Falls es doch einmal vorkommen sollte, achte darauf, dass der Nasstauchanzug gründlich gereinigt wird, um langfristige Auswirkungen auf das Material oder Geruchsbildung zu vermeiden. Außerdem solltest du dir der kühlenden Wirkung bewusst sein und dich nicht auf das Urinieren als Methode verlassen, um warm zu bleiben!
Das Pinkeln im Nasstauchanzug ist unter Tauchern weit verbreitet und kann als kleine Unannehmlichkeit betrachtet werden, hat aber auch seine Schattenseiten. Egal, ob du dich dafür entscheidest oder nicht, stelle sicher, dass du deinen Komfort und die Wartung deiner Tauchausrüstung in den Vordergrund stellst.
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