Sylt: NABU reicht EU-Beschwerde gegen Offshore-Windpark ein

Sofortige Schutzmaßnahmen für Seevögel dringend erforderlich

Der NABU hat bei der Europäischen Kommission formell eine Beschwerde gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht. Grund dafür sind die massiven Umweltschäden, die der Offshore-Windpark "Butendiek" und andere Windparks im europäischen Vogelschutzgebiet "Östliche Deutsche Bucht" in der Nordsee verursachen

"Seit fast zwei Jahren zeigen die Daten, dass die seltenen und streng geschützten Seetaucher aus dem speziell für sie ausgewiesenen Schutzgebiet 'vertrieben' werden. Die zuständigen Behörden müssen jetzt handeln. Sonst verstößt Deutschland weiterhin jeden Tag gegen die Naturschutzgesetze der EU", sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass die Offshore-Windparks in der Nordsee viel größere Auswirkungen auf die Vogelpopulation haben als vorhergesagt. Besonders betroffen sind die störungsempfindlichen Seetaucher - sie meiden die Windkraftanlagen in großem Abstand. Bis zu einer Entfernung von 16 Kilometern um die gebauten Windparks werden deutlich weniger Seetaucher gezählt. Fast zwei Drittel des EU-Vogelschutzgebietes sind davon betroffen. Die Vögel werden so aus ihrem angestammten Rast- und Nahrungsgebiet, ihrem ausgewiesenen Schutzgebiet, verdrängt. "Allein Butendiek führt zu einem Gesamtverlust von rund 265 Quadratkilometern, das sind 8,5 Prozent des Vogelschutzgebiets. Damit bestätigen sich die düsteren Prognosen des NABU, dass es in der Nordsee eigentlich keinen schlechteren Ort für Windkraftanlagen gibt als den Standort westlich von Sylt", sagte NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. Seit mehr als vier Jahren kämpft der NABU gegen den Bau und Betrieb des 2002 genehmigten Windparks.

Obwohl die Genehmigungsbehörde, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), und das für die Verwaltung des Schutzgebietes zuständige Bundesamt für Naturschutz (BfN) über die Situation westlich von Sylt Bescheid wissen, sind noch keine konkreten Abhilfemaßnahmen eingeleitet worden. Das gibt dem NABU die Möglichkeit, eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission einzureichen. "Offensichtlich braucht es zusätzlichen Druck, damit die Bundesbehörden etwas unternehmen. Für die Vögel wäre es am besten, wenn der 'Butendiek' zumindest teilweise abgebaut würde. Wenn das politisch nicht durchsetzbar ist, dann erwarten wir jetzt wirksame Alternativmaßnahmen. Derzeit verstößt Deutschland eindeutig gegen das sogenannte Verschlechterungsverbot der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie", so Detloff weiter. Der NABU setzt sich seit vielen Jahren für eine naturverträgliche Energiewende ein. Auch die Offshore-Windenergie kann dazu beitragen, den Klimawandel zu stoppen. Allerdings müssen Ausbauziele und Standorte so gewählt werden, dass keine Nachteile für die Natur entstehen.

Informationen: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/offshore-windparks/butendiek/index.html.