Mikroplastik auch an unzugänglichen Pole

Volvo Ocean Race lieferte wertvolle Daten für die Wissenschaft

In Den Haag (Niederlande) endete das Volvo Ocean Race 2017/2018. Der Kieler Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben zwei der teilnehmenden Boote mit Sensoren ausgestattet, die ozeanografische Daten und die Verteilung von Mikroplastikpartikeln entlang der Regattastrecke rund um die Welt gemessen haben.

Acht Monate und 45.000 Seemeilen (etwa 83.000 Kilometer) nach dem Start in Alicante (Spanien) hat das Team Dongfeng am vergangenen Wochenende das Volvo Ocean Race rund um die Welt gewonnen - nur 100 Seemeilen vor dem Ziel in Den Haag (Niederlande). Aber egal, wie die einzelnen Platzierungen am Ende ausgefallen sind - für den Meereschemiker Toste Tanhua vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel war das Rennen auf jeden Fall ein großer Erfolg.

Mit der Unterstützung des Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft", Dr. Ing. Tanhua überzeugte zwei der teilnehmenden Yachten, das Boot "Turn the Tide on Plastic" und das Boot "AkzoNobel", als Messplattformen zu fungieren, die während des Rennens in den entlegensten Winkeln der Ozeane wichtige Umweltdaten sammelten. "Unter anderem können wir die Verteilung von Mikroplastik im Ozean entlang der gesamten Regattastrecke verfolgen, auch in Regionen, die bisher noch nicht abgesucht wurden," sagt Dr. Tanhua zum Abschluss des Rennens.

Die vorläufige Analyse der Daten zeigt, dass selbst am weitesten Punkt zum nächsten Land, dem sogenannten Südpol der Unzugänglichkeit im Südpazifik, inzwischen Mikroplastik im Meerwasser gefunden werden kann. "Jedoch muss man sagen, dass die Konzentration der Partikel von Region zu Region sehr unterschiedlich ist", betont Dr.-Ing. Sören Gutekunst vom "Ozean der Zukunft", der das Projekt in den letzten Monaten technisch unterstützt hat. Die höchsten Konzentrationen wurden entlang der Regattastrecke im Mittelmeer und im westlichen Pazifik gefunden.

Neben der Suche nach Mikroplastikpartikeln lag der Schwerpunkt des Projekts auf der Erhebung ozeanografischer Daten wie Salzgehalt, Wassertemperaturen, Kohlendioxidgehalt und Chlorophyllmenge. "Trotz aller modernen Messtechniken bekommen wir immer noch viel weniger Umweltdaten aus den Ozeanen als von Messstationen an Land. Deshalb haben wir mit diesem Projekt Neuland betreten, um weitere Lücken zu schließen." Tanhua.

So war auch das Volvo Ocean Race 2017/2018 ein Test. Unterwegsmessungen sind für die Kieler Ozeanographen eigentlich Routine. Seit einigen Jahren haben sie zum Beispiel ein Frachtschiff, das regelmäßig zwischen Europa und den USA pendelt, mit Sensoren ausgestattet. "Aber hochseetaugliche Rennyachten sind Sportgeräte, die auf maximale Geschwindigkeit getrimmt sind. Deshalb mussten wir unsere Sensoren für das VOR so viel kleiner und leichter bauen, als es bei einem Frachter nötig ist," erklärt Dr. Tanhua.

Mit finanzieller Unterstützung von Volvo Cars hat der Unterauftragnehmer Kiel SubCtech bestehende Sensoren umgebaut, die nicht nur den rauen Bedingungen einer Hochseeregatta trotzen, sondern auch den ohnehin knappen Platz in einer Rennyacht unnötig einschränken. Das erste Boot, das mit der Flagge der Vereinten Nationen "Turn the Tide on Plastic" ausgestattet wurde, hat die britische Skipperin Dee Caffari als Messstation eingesetzt. "Es hat so gut funktioniert, dass wir nach der sechsten Etappe in Auckland auch das AkzoNobel-Boot nachrüsten konnten," berichtet Sören Gutekunst.

Natürlich müssen die während der Regatta gesammelten Daten noch detailliert ausgewertet und wissenschaftlich veröffentlicht werden, bevor endgültige Aussagen getroffen werden können. "Auf jeden Fall werden sie dazu beitragen, Ozeanmodelle zu verbessern und unsere Vorstellungen über den Verbleib des Plastiks in den Ozeanen zu klären," Dr. Tanhua. Nach dem Erfolg des Volvo Ocean Race plant der Meereschemiker, weitere Segelboote mit Sensoren auszustatten. "Wir haben bereits Gespräche mit anderen Weltumseglern geführt und vielleicht sind wir beim nächsten Volvo Ocean Race wieder dabei," sagt er.