Tiefseekrake: Dumbo beim Schlüpfen gefilmt

Wissenschaftler untersuchen einen frisch geschlüpften Dumbo-Kraken

Mit ihren großen Flossen erinnern Dumbo-Kraken (Grimpoteuthis) an die riesigen Ohren von Disneys gleichnamigem Elefanten. Forscher konnten jetzt beobachten, wie ein solches Tier aus dem Ei schlüpft

Bei einer Expedition zur Erkundung einer Kette von Unterwasserbergen vor der US-Ostküste hatten Forscher die Gelegenheit, einen Dumbo-Kraken zu beobachten und zu filmen, der gerade aus dem Ei schlüpft. Die Ergebnisse ihrer Forschung wurden jetzt in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

"Es war das erste Mal, dass ein solcher Tiefseekrake direkt beim Schlüpfen beobachtet wurde," sagt Liz Shea vom Delaware Museum of Natural History und Hauptautorin der Studie, an der Wissenschaftler der Universität Bonn, des Universitätsklinikums Münster und der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) beteiligt waren.

Das Oktopus-Ei, das an einem Kaltwasser-Kanalast befestigt war, wurde an Bord des US-Forschungsschiffs "Ronald H. Brown" gebracht. An dem Korallenarm hatte ein Weibchen offenbar seine Eihüllen befestigt. Ein ferngesteuertes Fahrzeug sammelte die Korallenprobe in einer Tiefe von fast 2.000 Metern ein.

"Das war eine einzigartige Beobachtung, ein Wendepunkt, der Licht auf einen völlig unbekannten Teil des Lebenszyklus von Dumbo-Oktopoden in der Tiefsee wirft", sagt Tim Shank, Tiefseebiologe am WHOI und Mitautor der Studie.

Als die Forscher den kleinen Tintenfisch nach dem Schlüpfen in einen Behälter mit Meerwasser setzten, waren sie überrascht, als sie sahen, dass das Tier sofort begann, seine Flossen synchron zu bewegen.

"Wie das Video von Dr. Shank zeigt, verhält sich der Dumbo-Krake wie ein erwachsenes Tier, das etwa zehnmal größer ist", erklärt Co-Autor Alexander Ziegler vom Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn.

Um mehr über dieses seltene Exemplar herauszufinden, haben Mitglieder des Forschungsteams am Universitätsklinikum Münster mit einem hochauflösenden Magnetresonanztomographen einen Blick ins Innere geworfen. Anhand von MRT-Bildern erstellten die Forscher ein interaktives dreidimensionales Modell der inneren Organe des kleinen Tiefseekraken.

"Besonders auffällig war ein großer Dottersack, der direkt nach dem Schlüpfen als Nährstoffquelle dient, bis die Jungtiere selbstständig winzige Krebse in der Tiefsee fangen können," erklärt Dr. Ziegler.

Durch die Größe und Form der inneren Organe des seltenen Exemplars des Dumbo-Oktopus konnte die Gattung Grimpoteuthis zugeordnet werden. "Leider war es nicht möglich, die Art zu bestimmen, denn Ei und Jungtier können zu einer Art gehören, die der Wissenschaft noch unbekannt ist", sagt Shea.

Die Wissenschaftler betonen mit ihrer Studie eindringlich, wie wichtig es ist, diesen sensiblen Tiefsee-Lebensraum zu schützen, der noch weitgehend unerforscht ist. Schleppnetzfischerei und Tiedseebergbau gefährden den Lebensraum der Tiefseekorallen und aller mit ihnen verbundenen Organismen.

Link zur Studie: http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(18)30034-4

Video: https://vimeo.com/255116280