Meeresschutzgebiete sind nicht sicher

Schleppnetze gefährden viele Arten

In Meeresschutzgebieten (MPAs) soll die Meeresumwelt besonders geschützt werden. Wie eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigt, haben etwa 60 % dieser MPAs mit Schleppnetzen zu kämpfen, was (manchmal) erhebliche negative Auswirkungen auf die dort lebenden Arten hat.

Nahezu 30 % der europäischen Meeresgewässer sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Das klingt beruhigend, bedeutet aber nicht, dass es in diesen Gebieten keine kommerzielle Nutzung gibt, zum Beispiel durch Fischerei. In vielen der sogenannten MPAs ist die Schleppnetzfischerei erlaubt, mit erheblichen negativen Auswirkungen, wie eine kürzlich in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie deutscher und kanadischer Wissenschaftler zeigt.

Die Forscher untersuchten mehr als 700 MPAs in europäischen Gewässern rund um die britischen Inseln, die Nordsee, Frankreich und Spanien (ohne das Mittelmeer). Die Analyse von Satellitendaten ergab, dass die Schleppnetzintensität in MPAs im Durchschnitt 40 % höher war als außerhalb der Schutzgebiete. "Wir zeigen, dass die Zahl der verschiedenen Hai- und Rochenarten in Gebieten mit hoher Schleppnetzfischerei um bis zu 69% geringer ist," erklärt Manuel Dureuil, Hauptautor der Studie von der Dalhousie University. "Dabei handelt es sich oft um Grundschleppnetze, die auch negative Auswirkungen auf andere Organismen haben können."

"Unsere Studie zeigt, dass die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten kein sicheres Verfahren ist, sondern dass gefährdete Arten dort zum Teil stärker bedroht sind als außerhalb dieser Gebiete, was völlig verrückt ist" Dr. Rainer Froese, Mitautor der Studie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel erklärt. "Damit Schutzgebiete ihren Namen auch verdienen, muss die Grundschleppnetzfischerei gestoppt werden", so Froese weiter. Seiner Meinung nach gibt es keinen Bedarf für kommerzielle Fischerei in den MPAs. Wenn die Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet würden, würden die Bestände wachsen und die erlaubten Fänge könnten problemlos außerhalb der MPAs gefischt werden, so der Kieler Fischereibiologe.

Die Wissenschaftler fordern daher, dass die Mindeststandards der MPAs dringend verbessert werden. Die Politik muss sich auf international vergleichbare Standards zum Ausschluss der Grundschleppnetzfischerei einigen und das Management der MPAs muss gestärkt und transparenter gemacht werden. Nur so können MPAs langfristig zum nachhaltigen Schutz der Meeresumwelt und der bedrohten Arten beitragen.

Link zur Studie: http://science.sciencemag.org/content/362/6421/1403.