Wracktauchen in Zypern

Zenobia - ein schlafender Riese

Ihr Ruf ist legendär. Erfahrene Wracktaucher zählen sie zu den zehn schönsten Wracks weltweit. Das ist natürlich auch eine Frage der Meinung. Tatsache ist, dass dieses Mega-Wrack Taucher aus allen Kontinenten nach Zypern lockt. Wer an der Zenobia taucht, erlebt Wracktauchen der Superlative.

Wenn du tagsüber zum Flughafen Larnaca fliegst, solltest du unbedingt einen Blick aus dem Fenster werfen. Denn Minuten vor der Landung fliegen die Maschinen so tief, dass man einen Blick auf die Zenobia werfen kann. Kristallklares Wasser, der riesige Rumpf hebt sich vom tiefen Blau des Mittelmeers ab. Ein guter Vorgeschmack auf das, was die Taucher hier erwartet.

Ungefähr mittschiffs über dem Wrack befindet sich der Liegeplatz für die Tauchboote. Von hier aus führen verschiedene Leinen mit Sicherheitsstoppern und eine dicke Ankerkette direkt hinunter zu dem Stahlkoloss. Schon beim Start des Tauchgangs im klaren Wasser kannst du sehen, welcher Riese hier ruht. Keines der beiden Schiffsenden ist auch nur annähernd zu erkennen. In etwa 16 Metern Tiefe wird die Steuerbordseite des schlafenden Riesen erreicht. Taucher wirken winzig vor dieser riesigen Kulisse aus zugewachsenem und überwuchertem Schrott. Aufgrund der Bauweise des Schiffes gibt es an vielen Stellen kein direktes Tageslicht also nimm eine starke Lampe mit. Und je tiefer der Abstieg, desto mystischer wird die Szenerie. Oft wird ein kapitaler Zackenbarsch, der sonst ein ruhiges Plätzchen im Wrack hat, von den Tauchern gesehen. Bemerkenswert ist der Fischreichtum an der Zenobia. Große Schwärme haben sich den überwucherten Schrott als Aufenthaltsort ausgesucht.

Für alle Erfahrungsstufen
Da es an der Zenobia praktisch keine Strömung gibt, ist sie auch für Anfänger gut geeignet. Der obere Bereich kann in moderaten Tiefen sicher erkundet werden. Neben dem riesigen Plateau auf der Steuerbordseite sorgen die Aufbauten, einige Rettungsboote, der große Anker und jede Menge Fische für reichlich Abwechslung. Der Blick über die Reling in das scheinbar endlose Blau ist immer wieder faszinierend. Dabei werden dir die gewaltigen Ausmaße des Wracks erst richtig bewusst. Auch ein Blick auf die riesigen Propellerblätter der Schiffsschraube im klaren Wasser ist für Anfänger kein Problem.

Etwas mehr Erfahrung solltest du mitbringen, wenn das Innere der Zenobia erkundet werden soll. Die Brücke und die Cafeteria sind noch relativ einfach zu betauchen. Die großen, teilweise glaslosen Fenster machen es einfach, diese Bereiche im Falle eines Problems relativ schnell zu verlassen. Aufgrund der seitlichen Lage des Schiffes ist die Orientierung im Inneren etwas schwieriger. Für Fotografen ist dieser Bereich ein Muss. Einfach die Kamera um 90 Grad drehen und schon ist die Welt für den Betrachter im Gleichgewicht. Wer die Technik der Mischlichtaufnahmen beherrscht, kann hier durch das einfallende Tageslicht mit einem Fisheye- oder extremen Weitwinkelobjektiv schöne Aufnahmen machen.

Nur sehr erfahrene Taucher mit Zusatzausbildung sollten sich in die unteren Bereiche wagen. Hier kannst du zwar die meisten Trucks finden, aber oft bist du extrem weit vom nächsten Ausstiegspunkt entfernt und das Gebiet ist ohne natürliches Licht sehr dunkel.

Wenn du trotzdem einige dieser Trucks aus der Nähe sehen willst, kannst du das im Heckbereich über dem Meeresboden tun. Dort kannst du sie gefahrlos erkunden. Das Einzige, was hier stört, ist eine sehr kurze Nicht-Deko-Zeit.

Nach fast 35 Jahren ist der Schiffskörper stark zugewachsen und als Lebensraum für Fische gut integriert. Außerdem sind hier auch viele niedere Tiere zu finden.

Wenn du die Zenobia wirklich kennenlernen willst, solltest du ein paar Tauchtage einplanen. Du solltest nicht versuchen, das gesamte Wrack in nur einem Tauchgang zu erkunden. Außer einer langen Schwimmstrecke gibt es aufgrund der Dimensionen des Schiffes nicht viel zu sehen.
Am klügsten ist es, die zu besuchenden Bereiche je nach Erfahrungsstand und Ausbildung festzulegen. Da die meisten Tauchboote hier "Doppeltauchgänge" anbieten, kannst du jeden Tag ein ordentliches Stück der alten Fähre erkunden. Irgendwann kommt der letzte Tauchgang, bei dem du am Sicherheitsstopp über dem riesigen Stahlkörper schwebst. Dann passiert es und eine gewisse Sehnsucht wird wach. Genau dieses Gefühl ist es, das viele Taucher dazu bringt, schon bald wiederzukommen.