Ostsee: 500 Meter Geisternetz geborgen

Viele Fische und Vögel sind in dem Netz verendet

Unmittelbar vor Warnemünde haben Taucher im Auftrag des WWF am 7. August 2018 ein Geisternetz geborgen, das weiterhin Meereslebewesen "getötet" hat. Das geborgene Netz ist fast 500 Meter lang. Frei schwimmende Geisternetze sind eine Todesfalle nicht nur für Fische, sondern auch für Seevögel, Robben und Schweinswale. Außerdem besteht mindestens ein Zehntel des weltweiten Plastikmülls im Meer aus verlorenen Fanggeräten.

"Das Geisternetz lag noch teilweise aufrecht auf dem Meeresboden bis zur Oberfläche, so dass sich Fische und Seevögel darin verfangen haben. Beim Erkundungstauchgang vor der Bergung sahen Taucher 60-70 Fischkadaver und zwei strangulierte Kormorane darin hängen," erklärt Andrea Stolte, Projektleiterin für Geisternetze beim WWF in Stralsund. Vor allem Schollen, Flundern, Steinbutt, aber auch einige Dorsche hatten sich in dem Netz verfangen. "Wir wollten sie so schnell wie möglich aus dem Wasser holen." Glücklicherweise bekam das Team schnell "grünes Licht" vom Umweltamt in Rostock und der Denkmalpflege für eine schnelle Bergung. Allerdings ist die ordnungsgemäße Entsorgung der stark kontaminierten Geisternetze derzeit schwierig. "Den Häfen fehlt die Möglichkeit, Wertstoffe von organischem Material zu trennen. Das Blei aus dem Senkblei ist ein hochwertiger, aber giftiger Wertstoff, der ansonsten problemlos recycelt werden kann", erklärt Stolte.

Berufsfischer sind verpflichtet, ihre Netze zu kennzeichnen. Das gefangene Geisternetz lag jedoch schon lange dort und war nicht mit Bojen oder Flaggen gekennzeichnet. "Ein Netz ohne Markierung auszulegen ist illegal. Gerade solche Funde zeigen, wie wichtig es ist, die Kennzeichnungspflicht für Kiemennetze durchzusetzen", fordert Stolte. Es ist möglich, dass Markierungsbojen abreißen und das Netz im Meer zu treiben beginnt. Deshalb sollten Markierungen entwickelt werden, die das Auffinden und Zuordnen der Netze erleichtern.

Der WWF bedankt sich herzlich bei dem Tippgeber. "Ein Mitarbeiter der Universität Rostock hat das Geisternetz beim Schnorcheln in der Ostsee entdeckt und auf die Position hingewiesen. Verlorene Netze aufzuspüren ist schwierig, deshalb sind wir für solche Meldungen sehr dankbar." Der WWF plant für 2019 eine App, mit der Taucher, Schnorchler oder andere Experten dem WWF Standorte einzelner Geisternetze melden können. Bis dahin kannst du Hinweise auf Geisternetze per Mail an den WWF schicken: ghostnetwork -at- wwf.de.

Mehr Informationen: www.wwf.de.