Haie im Mittelmeer: bedrohte Raubtiere

WWF: Mittelmeer ist das gefährlichste Meer für Haie weltweit

Über die Hälfte aller im Mittelmeer lebenden Hai- und Rochenarten sind gefährdet. Ein Drittel von ihnen wurde bereits so weit abgefischt, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Das geht aus einem aktuellen WWF-Bericht hervor.

Der alarmierende Zustand der Mittelmeer-Raubfische signalisiert, dass die Gesundheit "unseres europäischen Meeres" insgesamt schwindet. "Das Mittelmeer ist zu einem gefährlichen Lebensraum für Haie und Rochen geworden. Seit der letzten Bestandsaufnahme vor zehn Jahren hat sich die Situation verschlechtert. Die Menschen haben seit Tausenden von Jahren eine enge kulturelle und fischereiliche Beziehung zu diesen Arten im Mittelmeer, jetzt drohen sie unter dem Druck der Fischerei zu verschwinden", warnt Heike Zidowitz, Haiexpertin beim WWF Deutschland. Während 17% der Hai- und Rochenarten weltweit bedroht sind, sind es im Mittelmeer 53%!

Die Überfischung ist die größte Bedrohung für Haie und Rochen im Mittelmeer. Während Stachel- und Glatthaie immer noch gezielt befischt werden, enden andere Arten oft als lukrativer Beifang in anderen Fischereien. Alle Fischereimethoden sind für die Situation verantwortlich: Die bedrohten Blauhaie werden massenhaft an den kilometerlangen Köderleinen getötet, die für Schwertfisch und Thunfisch ausgelegt sind. Ringwurmnetze, die verwendet werden, um Schwärme von Rotem Thun einzukreisen, fangen manchmal auch den geschützten Weißen Hai. In Schleppnetzen wurden regional bis zu 74 Arten von Haien und Rochen nachgewiesen. Auch bei der Sportfischerei werden mindestens 20 Prozent der Arten unterschätzt. Der weit verbreitete Etikettenschwindel verschärft die Bedrohung zusätzlich: "Das Fleisch von Haien wird oft als hochpreisiger Schwertfisch verkauft. Viele Verbraucher bemerken diesen Betrug nicht", so Zidowitz weiter.

Plastikmüll ist eine weitere unterschätzte Gefahr für Haie. "Auch Haie verheddern sich in treibendem Plastikmüll oder Geisternetzen und enden oft schmerzhaft", sagt Zidowitz. Das Mittelmeer ist eines der am stärksten mit Plastikmüll verschmutzten Meere. Außerdem haben Studien gezeigt, dass mehr als ein Viertel der untersuchten Blauhaie Plastikteile verschluckt hatte.

Der WWF fordert ein besseres Management und eine bessere Regulierung der Haifischerei, vor allem die Umsetzung der bestehenden Maßnahmen. Besonders geschützte und stark gefährdete Arten sind auf die konsequente Umsetzung der Fischereivorschriften angewiesen. Datenerfassung und Kontrolle der Fänge müssen verbessert, Beifänge reguliert und besonders wichtige Lebensräume wie Geburts- und Brutgebiete geschützt werden.

Über 80 Hai- und Rochenarten leben noch im Mittelmeer - aber wie lange noch? Zu den am stärksten bedrohten Arten gehören u.a. Mako-, Blau-, Herings- und Hammerhaie, sowie alle drei Engelshaiarten und der Weiße Hai. Von den Rochenarten sind der Schmetterlingsrochen, der gemeine oder blaue Rochen und der Sägefisch am stärksten gefährdet.

Die wichtigsten Fangländer sind Libyen (4.260 Tonnen) und Tunesien (4.161 Tonnen). Sie fangen etwa dreimal so viel Hai wie die anderen Staaten wie Italien (1.347 Tonnen) und Ägypten (1.141 Tonnen).

Informationen: www.wwf.de.

Link zum Bericht (PDF-Datei