Kein Meeresschutzgebiet im antarktischen Weddellmeer

Internationale Kommission zum Schutz der Meereslebewesen in der Antarktis ist zum achten Mal in Folge mit der Einrichtung eines Meeresparks gescheitert

Die Internationale Kommission für die Erhaltung der lebenden Ressourcen des Meeres in der Antarktis (CCAMLR) hat über das Thema verhandelt: Meeresschutzgebiet (MPA) im antarktischen Weddellmeer auf ihrer diesjährigen Sitzung. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) haben den Vorschlag vorbereitet, der 2016 bei der Europäischen Union (EU) eingereicht wurde - wir berichteten. Die Pläne sind 2019 erneut gescheitert.

Vom 29. Oktober bis 2. November 2019 trafen sich die Mitglieder des CCAMLR-Wissenschaftsausschusses in Hobart, Tasmanien. Dabei ging es unter anderem um den Antrag, ein Schutzgebiet im Weddellmeer, dem atlantischen Sektor des Südozeans, einzurichten. Der Vorschlag wurde von AWI-Wissenschaftlern unterstützt. Die Zeit zwischen der letztjährigen und der aktuellen Sitzung wurde genutzt, um sich mit den Einwendungen anderer Staaten zu befassen, was unter anderem dazu führte, dass Norwegen gemeinsam mit der EU und ihren Mitgliedstaaten eine Co-Petition einreichte.

"Um zu einer einstimmigen Entscheidung über die Annahme des MPA im Weddellmeer und anderer vorgeschlagener Schutzgebiete (Ostantarktis und Antarktische Halbinsel) im Rahmen der CCAMLR zu gelangen, sind wahrscheinlich weitere politische Diskussionen notwendig", sagte Dr. Stefan Hain, umweltpolitischer Sprecher des Alfred-Wegener-Instituts, dem Ausgangspunkt der nun gescheiterten Verhandlungen.

Beteiligte haben berichtet, dass die Pläne vor allem von Russland und China blockiert werden und auch vom neuen Mitantragsteller Norwegen wird Widerstand erwartet. Nächstes Jahr wird die Kommission einen neuen Versuch unternehmen, im Weddellmeer das größte Meeresschutzgebiet der Welt zu schaffen.

Hintergrund:


Die Vereinten Nationen haben sich das Ziel gesetzt, bis 2020 zehn Prozent der Weltmeere zu schützen. Bislang wurden fast acht Prozent davon erreicht. Insgesamt soll ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten (MPA) rund um die Antarktis entstehen. Auf diese Weise sollen Regionen als Rückzugsgebiete für kälteliebende Meeresorganismen unter Schutz gestellt werden, die in Zukunft durch die globale Erwärmung und die damit einhergehende geringere Meereisbedeckung einem höheren Fischereidruck ausgesetzt sein könnten. AWI-Wissenschaftler/innen führen seit der Gründung des Instituts im Jahr 1980 regelmäßig Forschungsexpeditionen in das Weddellmeer durch. So beauftragte die CCAMLR-Kommission Deutschland mit der Ausarbeitung des Schutzgebietsantrags für das Weddellmeer, der vom Alfred-Wegener-Institut übernommen wurde. Seit 2013 haben AWI-Forscherinnen und -Forscher Daten gesammelt und analysiert sowie den Schutzgebietsantrag vorbereitet, den die EU dann 2016 bei der CCAMLR eingereicht hat.